US-Handelsdefizit steigt auf Neunjahreshoch

Mitten im Zollstreit hat sich das Handelsdefizit der USA so stark ausgeweitet wie seit über neun Jahren nicht mehr. Im Januar schwoll es auf 56,6 Milliarden Dollar an. Das ist Wasser auf die Mühlen der Protektionisten in den USA. Sie kritisieren Dumpingpreise etwa auf importierten Stahl und machen sich wie Donald Trump für Strafzölle stark.


Das Defizit in der US-amerikanischen Handelsbilanz hat sich zu Jahresbeginn von hohem Niveau aus nochmals ausgeweitet. Im Januar übertrafen die Importe die Exporte in den USA um 56,6 (Vormonat: 53,9) Milliarden Dollar, teilte das US-Handelsministerium am Mittwoch in Washington mit. Das ist das höchste Defizit seit Oktober 2008.

Das könnte den aktuellen Handelskonflikt der Vereinigten Staaten etwa mit der EU verschärfen. US-Präsident Donald Trump hat Schutzzölle auf Stahl- und Aluminiumimporte angekündigt. Die EU erklärte bereits, notfalls mit Gegenmaßnahmen zu reagieren.

Analysten hatten nur mit einem Defizit von 55,0 Milliarden Dollar gerechnet. Das Defizit vom Vormonat wurde von 53,1 Milliarden auf 53,9 Milliarden Dollar revidiert. Das höhere Defizit im Januar geht vor allem auf rückläufige Ausfuhren der USA in andere Länder zurück. Die Einfuhren in die Vereinigten Staaten veränderten sich dagegen kaum.

2017 war das US-Handelsdefizit auf etwa 566 Milliarden Dollar gestiegen und damit auf das höchste Niveau seit 2008. Der von Trump besonders kritisch beäugte Fehlbetrag im Handel mit China legte 2017 auf den Rekordwert von rund 375 Milliarden Dollar zu.

Allein im Januar betrug das Defizit im Handel mit China nun knapp 36 Milliarden Dollar - so viel wie zuletzt im September 2015. Das Minus im Geschäft mit EU-Firmen lag bei 13,6 Milliarden Dollar. Das Defizit mit Kanada betrug zwar mit 3,6 Milliarden Dollar deutlich weniger, erreichte aber den höchsten Stand seit drei Jahren.

Das chronische Defizit in der amerikanischen Handelsbilanz ist ein großes Thema der US-Regierung. Präsident Donald Trump wertet die hohen Einfuhrüberschüsse negativ, weil sie aus seiner Sicht Arbeitsplätze in den USA vernichten. Länder mit hohem Handelsüberschuss wie China oder Deutschland profitierten dagegen.

Ökonomen wenden ein, dass Handelsüberschüsse wie auch Handelsdefizite nicht per se ökonomisch positiv oder negativ seien. Dennoch hat Trump angekündigt, Stahl und Aluminium mit Zöllen zu belegen.