Digitalisierung bedroht 3,4 Millionen Jobs

Bis 2022 könnte die Digitalisierung in Deutschland etwa 3,4 Millionen Arbeitsplätze kosten, das wäre jede zehnte Stelle. Das berichtet die "FAZ". Jedes vierte Unternehmen sieht sogar seine Existenz bedroht.


Die deutsche Wirtschaft boomt, die Arbeitslosenquote ist auf ein Rekordtief gefallen und Unternehmen suchen händeringend nach Arbeitskräften. Das könnte sich einem Medienbericht zufolge bald ändern. In den kommenden fünf Jahren könnte die Digitalisierung in Deutschland 3,4 Millionen Stellen vernichten. Das geht aus einer Umfrage des IT-Verbands Bitkom hervor, die der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" vorliegt.

Angesichts von aktuell knapp 33 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten entspräche das mehr als jeder zehnten Stelle. Für die Umfrage wurden 500 deutsche Unternehmen mit mehr als 20 Mitarbeitern befragt. Demnach sieht sich jedes vierte Unternehmen durch die Digitalisierung sogar ganz in seiner Existenz bedroht.

Bitkom-Präsident Achim Berg kritisiert vor diesem Hintergrund die gegenwärtigen Koalitionsverhandlungen. Arzthonorare, Rentenniveau, Soli-Abschmelzung - "seltsam entrückt" komme ihm das alles vor, sagte er der "FAZ". Die Politik betreibe zum Thema Digitalisierung bislang nicht mehr als "Buzzword-Bingo".

Der IT-Verband verweist darauf, dass es in der deutschen Kommunikationstechnik Mitte der Neunzigerjahre noch 200.000 Stellen gab. Jetzt seien es nur noch 20.000. "Wir haben in nur 15 Jahren 90 Prozent der Arbeitsplätze in diesem Bereich verloren - durch die Digitalisierung", sagt Berg.

Eine solche Entwicklung drohe als Nächstes Banken und Versicherungen, aber auch der Chemie- und Pharmabranche. Auf die nächsten zwanzig Jahre betrachtet würde die Hälfte aller Berufsbilder wegfallen. Berg spricht sich deshalb auch dafür aus, die Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens zu testen. "Wir sollten das ausprobieren und schauen, wie es wirkt."

Studien kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen

Studien zu dem Thema kommen zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen. Ähnlich wie der IT-Verband Bitkom, fürchten auch Forscher der Universität Oxford, dass künftige zahlreiche Jobs von Maschinen übernommen werden könnten. Der Studie zufolge könnten über alle Sektoren hinweg 47 Prozent aller Berufe durch Computer ersetzt werden. Dem widersprechen Forscher des Mannheimer Forschungsinstitut ZEW.

Die Arbeiten des Forschers Terry Gregory vom ZEW zeigen, dass Digitalisierung in der Vergangenheit nicht zu weniger Arbeit geführt hat - sondern sogar zu mehr Jobs. Eine Untersuchung des Instituts geht davon aus, dass Computer künftig häufig einzelne Tätigkeiten übernehmen, statt ganze Berufe zu ersetzen. Hinzu käme, dass Unternehmen durch zunehmende Automatisierung profitabler würden und dementsprechend an anderen Stellen mehr Personal einsetzen würden.