Die große Angst vor der Kobalt-Knappheit

Was ist magnetisch, sorgte einst für die Blaufärbung von Gläsern und gilt manchen als potenzieller Elektroauto-Killer? Seit kurzem sorgt das eher obskure Metall Kobalt in der Autobranche für heftige Diskussionen - und zuletzt für drastische Warnungen.

Denn die Autohersteller stehen vor einem Problem: Sie brauchen tonnenweise Kobalt für ihre geplanten Elektroauto-Modelle. Kobalt sorgt in Lithium-Ionen-Akkus für eine höhere Energiedichte. Doch das Metall zählt nicht gerade zu den häufig vorkommenden Rohstoffen, der Abbau ist ebenso aufwändig wie umweltbelastend. Und der bei weitem größte Exporteur des Stoffs ist die Demokratische Republik Kongo, ein Land, mit dem westliche Konzerne aus guten Gründen nur ungern Geschäfte machen.

Sorge bereitet der Autobranche der drastische Preisanstieg bei dem Metall. Seit dem Sommer hat sich der Preis für eine Tonne Kobalt knapp verdreifacht. Der Volkswagen-Konzern ist Berichten zufolge in den vergangenen Monaten zweimal daran gescheitert, langfristige Kobalt-Belieferungsverträge auszuhandeln. Der BDI warnte vor kurzem, dass die Gefahr von Engpässen bei der Rohstoffversorgung steigt - und dass es ohne ausreichende Versorgung mit Kobalt, Lithium oder Mangan keine Zukunftstechnologien "Made in Germany" geben werde.

Es ist ein düsteres Bedrohungsszenario, dass Teile der deutschen Industrie an die Wand malen. Doch ob die angeblich drohenden Engpässe bei der Kobalt-Versorgung tatsächlich den Schwenk Richtung Elektromobilität erschweren werden, bezweifeln einige Experten - und sie führen gute Gründe dafür an.

Zwar hat laut einem Bericht der Deutschen Rohstoffagentur die Gesamtnachfrage nach Kobalt kräftig angezogen: Im Jahr 2015 lag sie bei 90.000 Tonnen, 2010 waren es noch 65.000 Tonnen pro Jahr. Bis 2025 soll sich die Nachfrage auf 155.000 Tonnen erhöhen. Rund 60 Prozent des geförderten Kobalts stammten im Jahr 2015 aus der Demokratischen Republik Kongo, der Rest aus China, Kanada und Australien.

Weltweit wäre das Metall reichlich vorhanden: Schätzungen gehen von weltweit 25 Millionen Tonnen gesicherter Kobalt-Reserven an Land aus, auf dem Boden der Weltmeere könnten sogar fünfmal so viel Kobalt lagern. Doch nur wenige Länder sind bereit, Kobalt abzubauen, das überwiegend als Nebenprodukt bei der Nickel- und Kupferproduktion anfällt. Denn die Kobalt-Konzentration in Gestein ist gering, der Abbau ist mit hohem Aufwand und hoher Umweltbelastung verbunden. Kinderarbeit ist beim Kobalt-Abbau im Kongo üblich, kritisierte Amesty International vor einigen Monaten in einem Bericht.

Für Unbehagen sorgen auf den Weltmärkten zum einen die aktuellen Verhältnisse im Kongo: So legt seit einigen Monaten ein Rechtsstreit eine der größten kongolesischen Kobalt-Minen am Terril de Lumbumbashi lahm. Die staatliche Bergbaufirma Gécamines verhindert wegen angeblicher Förderlimit-Überschreitungen die Extraktion von Kobalt aus Gestein.