Starker Exportrückgang - Minus so hoch wie seit 2015 nicht mehr

Der internationalen Handelsstreit und der stärkere Euro schlagen auf das deutsche Exportgeschäft durch. Im Februar gingen die Ausfuhren so deutlich zurück wie seit zweieinhalb Jahren nicht mehr. Das Minus betrug 3,2 Prozent zum Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte.


Das kommt überraschend: Ökonomen hatten mit einem Wachstum von 0,2 Prozent gerechnet, nachdem es im Januar bereits einen Rückgang von 0,4 Prozent gegeben hatte.

"Die Anzeichen für schlechtere Geschäfte im Außengeschäft mehren sich", sagte der Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Volker Treier. Da auch die Produktion im Februar schrumpfte und die Aufträge kaum noch wuchsen, dürfte der Aufschwung merklich an Dynamik verloren haben.

"Es ist der schwächste Start in ein neues Jahr seit 2009", betonte Ökonom Carsten Brzeski von der ING Diba. "Es zeichnet sich inzwischen ein verhageltes erstes Quartal ab", pflichtete DekaBank-Experte Andreas Scheuerle bei. "Der schwache Start in das Jahr 2018 ist nur schwer zu erklären, denn an den guten Rahmenbedingungen hatte sich in den ersten drei Monaten kaum etwas geändert." Das Bruttoinlandsprodukt dürfte der Commerzbank zufolge im Auftaktquartal allenfalls um 0,5 Prozent zulegen, nach Raten zwischen 0,6 und 0,9 Prozent in den vier Quartalen 2017.

Handelsstreit zwischen USA und China drückt auf die Stimmung

Der DIHK verwies auf zunehmende Protektionismustendenzen. "Während eine gute Weltkonjunktur und eine starke Euro-Zone die zunehmenden Handelsbarrieren der vergangenen Jahre noch überdeckt haben, drückt der allgegenwärtige Protektionismus wie jüngst im Handelsstreit zwischen USA und China auf die Stimmung", sagte Treier. "Die Einführung von neuen Zöllen ist aber eine ökonomische Sackgasse, die die exportstarke deutsche Wirtschaft hart treffen könnte."

US-Präsident Donald Trump wirft wichtigen Handelspartnern seit langem unfaire Praktiken vor und droht mit Zöllen. Besonders hat er China im Blick, dessen Überschuss im Handel mit den USA im vergangenen Jahr auf Rekordniveau stieg.

Trumps Streit mit der Führung in Peking hat sich in den vergangenen Wochen massiv verschärft. "Der Handelskonflikt zwischen den USA und China gefährdet Deutschland als drittgrößte Handelsnation ganz besonders", warnte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Joachim Lang. "Schotten die USA und China sich weiter gegeneinander ab, droht eine weltweite Protektionismusspirale. Diese würde die Weltkonjunktur als Ganzes empfindlich abschwächen."

Euro rund 16 Prozent teurer als vor einem Jahr

Aber auch die Aufwertung des Euro Börsen-Chart zeigen bremst die deutsche Wirtschaft, denn dies macht ihre Waren in anderen Währungsgebieten teurer. Der Euro kostet derzeit mit knapp 1,23 Dollar rund 16 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. "Der starke Euro könnte bei den Exporten ein bisschen gedämpft haben", sagte Ökonom Lothar Hesser von HSBC Trinkaus.

Etwas besser fällt die Exportbilanz im Vergleich zum Vorjahresmonat aus: Hier gab es einen Anstieg von 2,4 Prozent auf 104,7 Milliarden Euro. Dabei legte das Geschäft mit den Euro-Ländern überdurchschnittlich stark um 5,3 Prozent zu, das mit der gesamten EU um 3,5 Prozent. Die Exporte in den Rest der Welt - von China bis zu den USA - wuchsen dagegen nur um 0,9 Prozent.

Die Importe fielen im Februar um 1,3 Prozent zum Vormonat und damit bereits den zweiten Monat in Folge. Es war zugleich der kräftigste Rückgang seit Juni 2017.